Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeitsverständnis in der Helmholtz-Gemeinschaft
Das Thema “Forschen für eine nachhaltige Entwicklung” berührt auch die Thematik der Helmholtz-Gemeinschaft. Dabei ist Nachhaltigkeit sowohl im Betrieb als auch im Forschungsprozess relevant und bedarf einer integrierenden, das System betrachtenden Vorgehensweise im Management. Bedingt durch die Helmholtz Mission und die Finanzierung durch Bund und Länder besteht für Helmholtz eine besondere gesellschaftliche Verantwortung in der Forschung. Für Industrieunternehmen ist seit Jahren ein einheitliches Verständnis der Handlungsfelder des Nachhaltigkeitsmanagements definiert, mit einer Vielfalt an Standards wie z. B. der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) und die Global Reporting Initiative (GRI, international). Diese Standards, welche in Industrieunternehmen für ein effektives und glaubwürdiges Nachhaltigkeitsmanagement benutzt werden, können nur sehr begrenzt oder gar nicht auf Forschungsorganisationen übertragen werden, da sich diese als gemeinnützige Organisationen in ihrem Auftrag, Geschäftszweck sowie rechtlichen und organisatorischen Aufbau von Industrieunternehmen unterscheiden.
Schon seit 2011 hat sich die Helmholtz-Gemeinschaft auf zentrumsübergreifender Ebene dem Thema Nachhaltigkeit angenommen und über eine Arbeitsgemeinschaft Nachhaltigkeit erste Handlungsfelder, in der Regel bezogen auf campusspezifische Themen (Bau und Betrieb), identifiziert. Um die Lücke der Nachhaltigkeitsstandards für Forschungsorganisationen zu schließen, wurde von 2014 bis 2016 im Verbundprojekt LeNa “Nachhaltigkeitsmanagement in außeruniversitären Forschungsorganisationen” von der Helmholtz-Gemeinschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft und Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam eine Handreichung entwickelt und im Oktober 2016 an die damalige Bundesministerin Frau Prof. Dr. Johanna Wanka übergeben. Seit April 2018 wird durch den gegründeten Arbeitskreis Forum Nachhaltigkeit an der Implementierung von Managementansätzen in der Helmholtz-Gemeinschaft gearbeitet, damit sich Helmholtz zu einer nachhaltig agierenden Forschungsorganisation entwickelt. Unabhängig von Standards, Richtlinien und Managementansätzen sind die einzelnen Helmholtz-Zentren bereits auf dem Weg durch ressourcenschonende, zukunftsorientierte Projekte zentrumsspezifisch Nachhaltigkeit bei Helmholtz zu gestalten. Dazu orientieren sich die Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft unter anderem an der LeNa-Handreichung.
Organisationsführung
Governanceprozesse legen die übergeordneten Rahmenbedingungen in einer Forschungsorganisation fest. Um Nachhaltigkeit in die Organisation zu integrieren, trägt die Leitungsebene die Verantwortung für die Etablierung einer integrativen Strategieplanung und einer partizipativen Organisationsentwicklung. Weitere Aufgaben sind die Förderung einer Kultur der Regeleinhaltung sowie die Stärkung des Wissenstransfers und des Austauschs mit der Gesellschaft.
Forschung
Um Nachhaltigkeit im Sinne einer Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung in die Forschung zu integrieren, wurden drei Handlungsfelder definiert, die sich gegenseitig ergänzen: Während eine Kultur der wissenschaftlichen Integrität zur Umsetzung der guten wissenschaftlichen Praxis die Grundlage bildet, geht “Forschen in gesellschaftlicher Verantwortung” darüber hinaus und zielt auf die systematische Reflexion gesellschaftlicher Verantwortung im Forschungsprozess ab. Damit wird der Forschungsprozess, also das “Wie” der Forschung charakterisiert. Im Handlungsfeld “Lösungsbeiträge zu gesellschaftlichen Herausforderungen” geht es schließlich um das “Was” der Forschung, d. h. um thematisch ausgerichtete Lösungsbeiträge der Wissenschaft.
Personal
Die Handlungsfelder im Funktionsbereich Personal adressieren insbesondere die Verantwortung der Forschungsorganisation als Arbeitgeber gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und rücken dadurch die sozialen Ziele einer Nachhaltigen Entwicklung in den Fokus. Voraussetzung dafür ist ein professionelles Personalmanagement, das über ausreichende Ressourcen verfügt, um Personalmanagementaktivitäten strategisch zu planen und zu implementieren. Aktivitäten in diesem Bereich beziehen sich unter anderem auf die Unterstützung des Personals bei der Karriereentwicklung, einen verantwortungsvollen Umgang mit befristet Beschäftigten, Chancengleichheit und die Wertschätzung von Vielfalt, gesundheitserhaltende Arbeitsbedingungen und Kompetenzentwicklung für zukunftsfähiges und verantwortliches Handeln.
Gebäude und Infrastruktur
Im Funktionsbereich Gebäude und Infrastrukturen geht es um ein an den Prinzipien einer Nachhaltigen Entwicklung orientiertes Planen, Bauen und Betreiben von Infrastrukturen. Ziel ist dabei die bedarfsgerechte Bereitstellung einer zukunftsorientierten Arbeitsumgebung unter Wahrnehmung der Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft. Dies schließt die Erfüllung technischer und funktionaler Anforderungen ebenso ein wie die Themen Nutzerzufriedenheit, Energie- und Ressourceneffizienz, Wirtschaftlichkeit und gestalterische sowie städtebauliche Qualität. Die Handlungsfelder in diesem Bereich sind entlang des Lebenszyklus von Gebäuden und Infrastrukturen angeordnet: von der Planung und baulichen Gestaltung über Bau und Modernisierung, Betrieb und Bewirtschaftung bis zu Rückbau und Entsorgung.
Unterstützende Prozesse
Im Funktionsbereich Unterstützende Prozesse geht es um die Beschaffungsprozesse und die berufsbedingte Mobilität von Forschungsorganisationen und deren indirekte Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft. Der Einkauf von Produkten und Dienstleistungen sowie die Mobilitätsbedarfe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten in umweltfreundlicher und sozialverträglicher Weise erfüllt werden.